Als wir Donnerstagnacht um elf Uhr unseren abgesperrten Fahrerlagerplatz erreichten und unser Trainingsauto ausladen wollten, versagte die Hebebühne. Am Freitagvormittag misslangen erst einige Reparaturversuche, doch dann gegen halb zwei Uhr konnten wir die Autos ausladen. Erst danach konnten wir den Bus richtig platzieren und mit dem Aufbau unseres Fahrerlagerplatzes beginnen und uns einrichten. Anschliessend stand gleich die administrative Abnahme auf dem Programm und danach musste ich mich für die Streckenbesichtigung der neu asphaltierten Passage beeilen. Durch leichte Regenfälle wurde der Abend dann angenehm abgekühlt.

Der Samstagmorgen war dann eher wassergekühlt. Unser 1. Trainingslauf fand bei ziemlich heftigem Regen statt. Mein Osella und die Regenreifen harmonierten sehr gut mit dem neuen Belag im unteren Drittel der Strecke und bauten eine gute Haftung auf. Auf dem alten Asphalt war der Grip dann deutlich schlechter, dennoch konnte ich in 1.50.42 eine überlegene Bestzeit markieren, fast 12 Sekunden vor Eric Berguerand (Lola-F3000) und fast 14 Sekunden vor Joel Volluz (Raynard-F3000). Mir gefiel es eigentlich ganz gut im Nassen und es hätte von mir aus weiter regnen können.

Doch auf den 2. Trainingslauf kurz nach Mittag trocknete die Strecke ab und wir mussten das Fahrwerk auf ein Trocken-Set Up umstellen. Auch bei diesen Bedingungen waren die Gripunterschiede zwischen neuem unten und altem Belag oben ähnlich unterschiedlich. Unten konnte ich schon recht angreifen, in der Mitte baute ich einen heftigen Fehler in meine Linie ein und oben war es eine richtige Rutschpartie. In diesem Lauf musste ich mich mit 1.34.95 um 0.6 sec hinter Volluz einreihen aber 2.3 sec vor Berguerand. Weil die REG-lizenzierten Fahrer ihr Rennen bereits am Samstagnachmittag absolvierten, wurde unser 3. Trainingslauf für Sonntagmorgen angesetzt. Somit hatten wir einen fahrfreien Nachmittag, den wir dann zum Reinigen des vom Regen verschmutzten Osella‘s und zum Vorbereiten des Renntages nutzten.

In der Nacht auf Sonntag ging zum Teil heftiger Regen nieder, der auch am Morgen noch hartnäckig anhielt. Weil die Strecke bei unserem Training immer noch patschnass und ab Vormittag besseres Wetter gemeldet war, verzichtete ich auf diesen Lauf und auf „das Auto erneut einzusauen“.

Vor dem 1. Rennlauf begann das grosse Rätselraten, mit welchen Reifen man denn nun ausrücken soll und alle telefonierten pausenlos, um sich irgendwo Informationen über den Zustand der Strecke zu verschaffen. Ich entschied mich dann für angefahrene Trockenreifen. Die Intermediates nahm ich aber vorsichtshalber mit zum Start runter. Da das Fahrerlager im Ziel oben war, konnten wir uns bei der Rückführung den Zustand der Strecke anschauen und ich konnte mich überzeugen, dass ich mit meiner Entscheidung richtig lag. Denn nur über drei Kurven in einer Waldpassage war es noch feucht. Bis ich dann aber als letzter unserer Gruppe starten konnte, dauerte es noch einige Zeit. Nach nur einem Trainingslauf im Trockenen war es aber nicht so einfach, die richtige Pace zu finden. Der untere Teil gelang mir ordentlich und auch oben fand der Osella eine bessere Haftung zur Strasse. Dann kam noch der Abschnitt, wo es vorher noch feucht war. Ich bremste etwas ab, doch als ich um die Kurve sah, stellte ich fest, dass die Strecke mittlerweile abgetrocknet war und ich zu vorsichtig agierte. Im Ziel in 1.31.84 konnte ich meinen Streckenrekord dennoch um 0.09 sec unterbieten und Joel um 1 sec und Eric um 4 sec distanzieren.

Am Mittag auf den 2. Wertungslauf zeigte sich dann endlich auch die Sonne und normalerweise sind zu dieser Tageszeit nicht optimale Laufzeiten zu erwarten in Anzère. Gleich nach dem Start, als ich vom 1. in den 2. Gang schalten wollte, ging dieser nicht gleich beim ersten Versuch rein und ich verlor wertvolle Zeit (nach Datarecording 0.3-0.4sec). Mit einer Wut im Bauch wollte ich die Zeit unbedingt gut machen und war dementsprechend auch zufrieden, als ich auf der Tafel 1.31.03 sah. Gegen einen starken Gegner wie Joel Volluz mag es aber solche Fehler nicht leiden, denn dieser fuhr in 1.30.91 einen neuerlichen Streckenrekord! Eric Berguerand steigerte sich auf 1.34.32.

Aus Erfahrung der Jahre zuvor wusste ich, dass sich am Abend im 3. Rennlauf die besten Bedingungen an diesem Berg boten und ich hatte mir noch die neuen Reifen aufgespart. Wir nahmen noch kleine Fahrwerkseinstellungen vor. Durch mehrere Unterbrüche zögerte sich unser Start bis kurz vor neunzehn Uhr hinaus und alle Nerven waren angespannt und schon arg strapaziert. Als es dann so weit war 615-544-8891 , gelang mir der Start sehr gut, auch den Rest konnte ich fast so umsetzen, wie ich mir dies vorgenommen hatte und das Auto und die Reifen spielten vorzüglich mit. Im Ziel konnte ich bereits am Jubel der Zuschauer feststellen, dass mir der Lauf geglückt sein musste. Ich traute meinen Augen kaum…. 1.28.36 stand auf der Anzeige! Dies war über 3.5 sec schneller als letztes Jahr, wobei etwa 1.5 sec auf den neuen Asphalt zurückzuführen sind. Aber auch herzliche Gratulation an Joel Volluz, der in 1.30.22 sein Potential ein weiteres Mal unter Beweis stellte! Auf dem 3. Platz folgte Eric Berguerand und auf dem 4. Rang Julien Ducommun im von unserem Team betreuten Martini Mk-69/BMW.

Mit diesem Gesamtsieg und dem Streckenrekord konnte ich die Führung in der Schweizer Bergmeisterschaft weiter ausbauen. Bevor es am 11. – 12. August wieder im Wallis (Massongex) um weitere Punkte zur Schweizer Meisterschaft geht, machen wir bereits am kommenden Wochenende, 04 .- 05.08.2012, einen Abstecher nach Deutschland zum Bergrennen von Osnabrück.

Bis bald…

Marcel

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