Der Steiner Motorsport-Teambus inklusive Osella und Material reist immer schon am Donnerstagabend nach Oberhallau. So kann ich jeweils noch am Freitag arbeiten und fahre dann abends nach. Als ich Freitagabend gegen neun Uhr im Fahrerlager von Oberhallau eintraf, war der Osella bereits perfekt für den Trainingstag durch mein Team vorbereitet. Bei strömendem Regen und Dunkelheit fuhr ich noch zwei Mal die Strecke ab, was aber nicht allzu hilfreich war.
Am Samstagmorgen vor Trainingsbeginn wiederholte ich die Besichtigung bei Tageslicht und noch feuchter Strasse. Bereits etwa das fünfte gestartete Fahrzeug verursachte eine einstündige Trainingsunterbrechung. Damit hatte die Strecke genug Zeit abzutrocknen, bis wir mit unserem 1. Traininglauf an der Reihe waren. Es war schon fast elf Uhr. Bereits in der ersten Mutpassage nach dem Start, die erste Rechtkurve, die mit ca. 200 km/h eingelenkt wird, merkte ich, dass ich gut drauf war und das Auto auch super funktionierte. Ich erreichte das Ziel in 1.10.89, was im letzten Jahr im ersten Rennlauf noch Bestzeit gewesen wäre. Auf Rang zwei folgte ein gut aufgelegter, aber bereits mit neuen Reifen gestartete Florian Lachat (Tatuus-Turbo, 1.12.45), gefolgt von Joel Volluz (Raynard-F3000, 1.12.93) und mit 1.18er-Zeiten Christian Balmer (Tatuus-Master) und Urs Müller (Osella PA30).
Einzige Änderung am Osella auf das 2. Training waren andere Reifen. Bei wärmeren Temperaturen konnte ich die Mutkurve bereits „voll“ fahren und mich so auf 1.10.45 verbessern. Joel steigerte sich auf 1.11.16, Florian wurde leicht langsamer mit 1.13.20, Christian und Urs konnten sich knapp unter 1.18 verbessern und Julien Ducommun (Martini-BMW) erreichte genau 1.18.
Mit leichten Optimierungen an der Fahrwerkeinstellung rückte ich zum 3. Probelauf aus. Meine Verbesserung fiel minimal aus in 1.10.39, auch Volluz (1.11.13) und Lachat (1.11.88) rückten zusammen, was einen sehr interessanten Rennsonntag versprach.
Über Nacht auf Sonntag regnete es wieder, bis Rennbeginn war die Strecke durch Sonne und Wind aber abgetrocknet und durch die nicht zu warmen Temperaturen herrschten den ganzen Tag über optimale Bedingungen. Zum 1. Rennlauf rückten fast alle der Tagessieganwärter mit neuen Reifen aus. In den schnellen Passagen lag meine Auto sehr gut, in den langsameren Kurven neigte es eher zum Untersteuern, daher konnte ich die „Tarzan-Kurve“ auch nicht ganz optimal umrunden. Dennoch realisierte ich eine Zeit von 1.08.65, was 0.9sec schneller war als mein Streckenrekord aus dem Vorjahr. Doch Joel Volluz war noch um einen Hauch von 4/100 sec schneller und somit vorläufiger neuer Streckenrekordhalter. An dritter Stelle folgte Florian Lachat (1.11.33) und dann Urs Müller und Christian Balmer mit 1.16er-Zeiten.
Auf den 2. Wertungslauf versuchten wir dem Untersteuern auf den Grund zu gehen und veränderten den Stabilisator an der Vorderachse. Mein Start gelang mir nicht ganz optimal, dies motivierte mich aber zusätzlich anzugreifen. Jedoch gut in Fahrt bekam ich im schnellen Linksknick im Wäldchen zur Anfahrt „Brotlaube“ die roten Flaggen gezeigt und musste meinen Lauf abbrechen. Volluz hatte beim „Reservoir“ die Leitplanke touchiert und hinten links war danach die Spurstange gebrochen, was ihn zum Anhalten zwang. Ich wurde an den Start zurückgeführt. Doch Laufwiederholungen sind immer sehr schwierig, denn Konzentration und Vorbereitung von Fahrer und Auto sind auf eine Fahrt ausgelegt… Nach ca. 10 Minuten Wartezeit war Joels Auto geborgen und ich konnte nochmals starten. Mein Start war zwar besser, aber im Verlauf der Fahrt merkte ich, dass die Reifen mehr gebraucht waren und nicht mehr ganz so gut hafteten. Dieser zweite Versuch war Massarbeit, denn in 1.08.60 unterbot ich die Rekordzeit von Volluz um genau 1/100 sec, Lachat verbesserte sich um 1 sec auf 1.10.32, Balmer, Müller und Ducommun fuhren alle 1.16-er- Zeiten. Die Analyse der Datenaufzeichnung ergab, dass mein erster Versuch bis zur roten Flagge doch um einiges besser war als der Zweite.
Das Team um Joel Volluz hatte sein Auto schnell repariert, aber ganz perfekt war das Fahrwerk auf Platz nicht einzustellen und somit die Aufgabe für Joel nicht gerade einfach. Weil nur die zwei besten Zeiten in Wertung gehen, war um den Tagessieg aber noch nichts entschieden. Ich musste im 3. Rennlauf nochmals alles geben. Dies gelang mir mit einer kleinen Verbesserung und neuem Streckenrekord in 1.08.49. Joel sicherte sich in 1.09.56 den 2. Platz im Gesamtklassement, vor Florian Lachat (1.10.29), Urs Müller (1.15.42), Christian Balmer (1.16.74) und Julien Ducommun (1.20.25).
Mit diesem Resultat konnte ich wieder einen wichtigen Schritt Richtung Titelverteidigung in der Schweizer Bergmeisterschaft machen. Beim Heimrennen am Gurnigel, 08. – 09. September, hoffe ich, den Sack zumachen zu können.
Nach fünf Rennwochenenden am Stück freuen wir uns aber auf knappe zwei Wochen rennfrei und kommen mit Freude und top motiviert zum Rennen am Gurnigel!
Bis bald
Marcel
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