Nach fünf Jahren Pause vom Bergrennen in Ecce Homo (CZ) hat Marcel Steiner bei wechselhafter Witterung am 3. Juni 2018 den 6. Gesamtrang erkämpft und sich den dritten Platz der eigenen Kategorie gesichert. Seine Erlebnisse schreibt er „geng wie geng“ im persönlichen Rennbericht.
Wegen der Anreise von über 1100 Kilometern machen wir uns bereits am Mittwoch nach Arbeitsschluss auf die Reise nach Tschechien. Zum ersten Mal seit geraumer Zeit fährt „Housi“ wieder mit, der schon früher meinen Vater auf die Rennstrecken begleitet hatte. Das freut mich sehr, denn nach den technischen Problemen in Eschdorf war ich mir nicht mehr sicher, ob ich in Ecce Homo überhaupt starten soll. Die zahlreichen Zusprüche und Begleitung meiner treuen Fans haben mich aber sehr motiviert, doch hinzufahren.
Auf der Fahrt wechseln wir uns am Steuer ab. So erreichen wir am Donnerstag um 10 Uhr mit dem Teambus das Fahrerlager. Dort werden wir bereits vom Veranstalter erwartet und zu unserem Platz geleitet. Bei schon recht warmen Temperaturen richten wir unsere Basis für die nächsten Tage ein. Ansonsten verläuft dieser Tag noch locker und ich habe Zeit, mir die 7.8 Kilometer lange Strecke nochmals einzuprägen. Am Freitag stehen noch einige kleine Arbeiten am LobArt, die Streckenbesichtigung und die Wagenabnahme an.
Der Schreck
Samstagfrüh um halb sieben checke ich mein Handy und ein grosser Schreck durchfährt meine Glieder. Ich sehe das Bild eines fürchterlichen Unfalls auf der Rennstrecke. Wie wir später erfahren werden, ist ein illegales „Rennauto“ bei einer unerlaubten Trainingsfahrt frontal mit einem Rennfahrer kollidiert. Der Fahrer des illegalen Fahrzeugs ist noch auf der Stelle verstorben.
Wegen der Bergungsarbeiten verschiebt sich der Trainingsbeginn um eine Stunde auf 9 Uhr. Nach fünf Jahren Pause nehme ich endlich die Bergstrecke von Ecce Homo wieder unter die Räder! Es herrschen sommerliche Temperaturen und das 1. Training harzt: Das Set-Up des LobArt passt noch überhaupt nicht auf die zum Teil holprige Piste. Das Auto setzt zum Teil heftig auf. Ich realisiere eine Zeit von knapp unter drei Minuten; auf Christian Merli (Osella FA30) fehlen mir 13 Sekunden, auf Simone Faggioli (Norma-Zytek) und Milos Benes (Osella FA30) 8 Sekunden.
Für den 2. Trainingslauf stellen wir die Federrate und Fahrzeughöhe des Rennwagens rigoros um. Das Fahrverhalten ist besser und ich finde mehr Vertrauen in Auto und Strecke. Ich steigere mich um 5.5 Sekunden auf 2.54.23, verkürze den Rückstand auf 12 Sekunden und fahre damit auf Platz fünf.
Der Wolkenbruch
Bei der Streckenbesichtigung am Sonntagmorgen merke ich mir neue Fahrlinien, die ich im Rennen umsetzen will. Leichte Änderungen am Set-Up lassen wir auch noch einfliessen. Motiviert, meine Zeit vom Vortag nochmal deutlich zu verbessern, nehme ich den 1. Rennlauf in Angriff. Meine neue Ideallinie passt gut und ich kann viel mehr attackieren. Auf halber Strecke werde ich aber mit der roten Flagge gestoppt und nach einigen Minuten Wartezeit zum Start zurückgeführt. Ich darf meinen Lauf wiederholen. Laut Aufzeichnung kann ich mich nochmals steigern, was im Ziel eine Zeit von 2.50.81 ergibt. Damit liege ich nun an 5. Stelle hinter zwei Osellas (Merli, 2.41.37 und Benes, 2.46.39) und zwei Normas (Faggioli, 2.44.29 und Janik, 2.48.41). Doch gerade als ich im Zielareal auf unsere Rückführung warte, beginnt es zu regnen. Und das eine ganze Stunde lang! Das Rennen geht zügig weiter und die Strecke trocknet nur langsam ab. Für den 2. Rennlauf ist also ein Reifenpoker angesagt… Ich entscheide mich letztlich für ältere Regenreifen, doch bereits im Vorstartbereich überkommen mich Zweifel, ob das richtig gewesen ist. Ich stehe mit Regenreifen auf komplett trockener Strasse! Nach wenigen Kurven erreiche ich den Waldbereich, in dem es noch recht nass ist. Zum Glück habe ich doch die richtigen Reifen auf dem Auto! Ich bin aber dennoch (zu) vorsichtig unterwegs, will nicht zu viel riskieren. Ich könnte sonst den Auftakt zur Schweizer Bergmeisterschaft in Hemberg gefährden. So rutsche ich um 0.34 sec auf den 6. Gesamtrang ab, hinter Christoph Lampert (Osella FA30).
Bereit für die Schweizer Bergmeisterschaft
Ich bin froh, haben wir bis heute den LobArt/Mugen hinter Osella und Norma zur dritten Kraft entwickeln können. Bis an die europäische Bergspitze ist es noch ein weiter Weg! Am kommenden Wochenende vom 9.–10. Juni werden wir die Konkurrenzfähigkeit in Hemberg beim Auftakt zur Schweizer Bergmeisterschaft ein weiteres Mal testen und hoffentlich beweisen.
Also, verladen und ab nach Hause, wo die Arbeit in der Steiner Garage wartet. Kaum haben wir verladen, ist der Himmel wieder stahlblau und auf dem ganzen Rückweg fällt kein Tropfen Regen…
Bis nächste Woche!
Marcel
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