In der Zeit zwischen Les Paccots und Mickhausen steckten wir nochmals unsere Köpfe zusammen. Dies führte zu einigen massiven Umbauten am LobArt, die auch optisch erkennbar waren. Die letzten Ideen setzten wir noch am Freitag vor Ort um. Somit musste ich mein Freitagsprogramm etwas straffen, wobei die Wagenabnahme sehr schnell und reibungslos ablief und wir sogar zeitig Feierabend machen konnten.
Am Samstagmorgen begrüsste uns ein schöner Herbsttag. Weil der Veranstalter für diesen Morgen noch eine Fahrerbesprechung angesagt hatte, war der Trainingsbeginn für die ersten Fahrzeuge erst um halb Zehn. Ich war dann um die Mittagszeit an der Reihe, als die Sonne den Asphalt und meine Reifen schon etwas gewärmt hatte. Ich war sehr gespannt, wie sich das Auto nach den vielen Modifikationen anfühlen würde. Dementsprechend ging ich die ersten Kurven etwas verhalten an – schnell merkte ich aber, dass mein Team und ich in die richtige Richtung gearbeitet hatten und der LobArt auf der Strecke kaum mehr zu erkennen war. Es fühlte sich für mich fast an, als würde ich in einem neuen Auto sitzen! Endlich konnte ich in die Kurven einlenken und auch wieder herausbeschleunigen, wie ich mir dies seit langem vorstellte. Weil ich im unteren Teil auf Sicherheit fuhr, erreichte ich das Ziel in 53.034. Diese Zeit reichte sogar um den 2. Zwischenrang hinter Eric Berguerand (Lola-F3000, 50.376) einzunehmen und damit Frank Debruyne (Dallara-F3, 55.078), Reto Meisel (Mercedes SLK, 55.543) und Uwe Lang (Osella/BMW, 55.735) hinter mir zu lassen.
Auf den 2. Probelauf nahmen wir nur minimale Veränderungen vor, denn ich wollte mich an das neue Fahrverhalten gewöhnen. Der Asphalt am Start bot etwas mehr Grip, aber die erste Kurve fuhr ich nicht sehr gut. Und nach halber Strecke, direkt nach dem Karussell, bekam ich die rote Flagge gezeigt und musste meine Fahrt unterbrechen. Nach einiger Zeit wurde mein Fahrzeug mit Hilfe der Streckenposten gewendet und ich konnte zum Start zurückrollen, um den Lauf zu wiederholen. Diesmal gelang mir der Start noch besser und auch durch die erste Kurve konnte ich mehr Schwung mitnehmen. Dies wirkte sich im Radar bei der „Antoniusbuche“ mit der höchsten Geschwindigkeit (230 km/h) dieses Trainingstages aus. Das Karussell verliess ich leicht im Drift und durch das Regal-S versuchte ich mehr Tempo Richtung Zielschikane mitzunehmen. Dabei kam eine respektable Zeit von 50.275 heraus, diese wurde nur von Eric (50.010) unterboten. Hinter mir Reihten sich Uwe Lang, Fausto Bormolini (Raynard-F3000) und Frank Debruyne, alle mit 53-er Zeiten 615-544-4738 , ein.
Mit leicht verändertem Luftdruck und hinterer Dämpfereinstellung rückte ich in den 3. Trainingslauf aus. Dies verursachte aber ein etwas nervöses Heck und ich verfehlte meine vorige Trainingszeit um rund eine halbe Sekunde. Berguerand steigerte sich auf 49.313, hinter mir blieb die Reihenfolge bestehen. Aus diesem Trainingsergebnis schöpften wir Hoffnung und waren optimistisch für den Renntag.
In der Nacht auf Sonntag regnete es leider leicht. Als ich morgens die Strecke nochmals besichtigte, waren die wichtigen Stellen immer noch sehr nass. Bis zu meinem 1. Rennlauf trocknete die Piste immer mehr ab. Leider sollte der Wetterbericht dann aber Recht bekommen und als wir den LobArt für den Start vorbereitet hatten, setzte Nieselregen ein. In Eile mussten wir das Auto mit Regenreifen bestücken. Die Karten waren also neu gemischt. Die Piste von Mickhausen bietet im Regen bekanntlich sehr wenig Haftung. Der Start war nicht so schlecht, das Beschleunigen Richtung „Antoniusbuche“ galt aber eher einem Ritt auf der Kanonenkugel – bei jedem Gasstoss wollte das Heck in eine andere Richtung. Im Karussell hatte ich dann massives Untersteuern, der Rest lief dennoch ganz gut. Lange Zeit wusst uch aber nicht, was meine Zeit von 1.02.320 bei diesen Verhältnissen Wert war. Als Eric Berguerand (1.01.691) als einziger schneller war, wusste ich es. Das Klassement wurde reichlich durcheinander gewirbelt: Nur 0.07 Sekunden hinter mir klassierten sich Romeo Nüssli (Ford Escort Cosworth) und Fabien Bourgeon (1.04.586) im kleinen TracKing.
Weil die Strecke für den 2. Wertungslauf leicht auftrocknete, veränderten wir den Radsturz ein wenig. Der Startbereich war komplett trocken, das Beschleunigen nach der ersten Kurve war aber nicht viel besser al zuvor und in der Waldpassage blieb es doch noch recht nass. Immerhin konnte ich eine Zeit von 59.037 realisieren. Zwischen mir und Eric gab es nochmals einen Rennunterbruch und währenddessen setzte heftiger Regen ein. Unter diesen schlechten Verhältnissen hatte Berguerand leider keine Chance auf eine gute Laufzeit, zog sich in 1.03.882 aber beachtlich aus der Situation. Romeo Nüssli konnte ich um 1.2 Sekunden distanzieren und hatte gute Karten auf den ersten Gesamtsieg mit dem LobArt.
Doch als wir zum 3. Rennlauf bereitstanden und Romeo in 1.02.689 bereits eine Zeit vorgelegt hatte, wurde das Rennen durch einen Unfall unterbrochen. Einmal mehr begann es in der Zwischenzeit zu regnen – diesmal startete also ich unter schlechten Bedingungen! Schon der Start war ganz schlecht und die Passage zur „Antoniusbuche“ schwierig. Dann nach der Linkskurve in den Wald rein – doch als ich leicht ans Gas ging um zum Karussell zu beschleunigen, brach das Heck schlagartig aus. Die Hinterreifen fanden keine Haftung mehr und das Auto stellte sich quer zur Fahrbahn! Sekundenbruchteile später schlug ich schon auf der rechten Strassenseite im Bord ein. Danach wurde ich zwei Mal um die Längsachse geschleudert und kam auf der linken Seite an der Leitplanke zum Stehen. So hatte ich mir das Rennen und das Saisonende definitiv nicht vorgestellt!
Dennoch hatte ich im ganzen Unglück noch reichlich Glück: Ich konnte dem Ganzen unverletzt entsteigen und am LobArt haben wir bis auf Aerodynamik- und Karosserieteile sowie zwei krumme Spurstangen keine defekten Teile gefunden.
Leider ging so unser Plan, den Transporter inklusive Auto und Material direkt nach Sternberk (CZE) an das FIA-Hillclimb Masters zu fahren, nicht auf. Aufgrund von Ersatzteilmangel muss ich leider auf den Start am Masters verzichten.
Für uns steht nun die Winterpause vor der Tür. Die letzten Rennen haben aber endlich gezeigt, in welche Richtung die Entwicklung am LobArt/Mugen gehen muss. Dies werden wir über die Wintermonate konsequent verfolgen, um die Saison 2017 gut gerüstet und konkurrenzfähig in Angriff nehmen zu können. Ich möchte hiermit bei allen herzlich bedanken, die mich und das Projekt mit dem neuen Rennwagen unterstützt haben! Merci viu viu Mau – dir sit der Hammer!
Bis bald…
Marcel
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